Luzern LU: Sicherheitsmassnahmen gegen Felssturzgefahr beim Schlössli Schönegg
Im Rahmen der Bauarbeiten beim Schlössli Schönegg wurde eine bislang unbekannte Felssturzgefahr festgestellt. Die Gefahr betrifft den Bereich der östlichen Felsböschung, wo ein grosses, zerklüftetes Felspaket von rund 5’500 Kubikmeter entdeckt wurde.
Fachpersonen haben die Situation laufend beurteilt und die Gefahr eingeschätzt. Nach aktuellem Wissensstand ist es möglich, dass der Fels ohne grosse Vorwarnung abstürzen kann. Am Rande des Gefährdungsgebiets befinden sich vier Häuser. Die Anwohnenden wurden gestern Abend über die Gefahr und die Alarmierung informiert.
Aus Sicherheitsgründen dürfen die Anwohnenden die bergseitigen Räume bis auf weiteres nur eingeschränkt nutzen. Diese labile Felsmasse gefährdet im Ereignisfall auch den Gütschweg, das Portal des Gütschtunnels der SBB sowie talseitige Parkplätze. Der Gütschweg und die Parkplätze wurden aus Sicherheitsgründen gesperrt. Zudem wurde ein automatisches Alarmierungssystem installiert, sodass der Bahnbetrieb sicher verkehren kann. Parallel dazu ist ein Sicherungskonzept für einen drohenden Felssturz sowie Steinschlag erarbeitet worden. Der Baustart der umfangreichen Sicherungsmassnahmen ist Ende September 2024 geplant und dauert bis voraussichtlich Ende Jahr.
Im Schlössli Schönegg finden zurzeit umfangreiche Sanierungsmassnahmen statt. Im Zusammenhang mit dieser Baustelle wurde Mitte August im Sandsteinfelsen eine mit Lehm gefüllte Spalte entdeckt. Diese Spalte fällt steil gegen Nordosten ein, und damit talwärts gegen den Gütschweg und das Portal der SBB-Linie. Nach einem Holzschlag wurde die Stelle durch Geologen, Ingenieure und weiteren Experten begutachtet. Diese beurteilten die Situation als kritisch, da ein grosses Felspaket, welches über der Spalte liegt, instabil ist. Die massgebenden privaten Bauarbeiten wurden deshalb eingestellt. Als Sofortmassnahmen wurde eine Felsüberwachung mit direkter Alarmierung der SBB eingerichtet und der Gütschweg und die Gütschtreppe vollständig gesperrt. Seit Mitte August 2024 wird die Felspartie laufend überwacht und es werden immer wieder neue Erkenntnisse zur vorliegenden Gefährdung gewonnen.
Verschärfte Sicherheitsmassnahmen nötig
Die instabile Felsmasse hat ein Volumen von rund 5’500 Kubikmetern. Nach den neusten Beurteilungen und Analysen von gestern sind die Experten zum Schluss gekommen, dass der Absturz von Steinen oder Felsteilen sehr rasch erfolgen kann und eine erhöhte Unsicherheit für Personen in den bergseitigen Räumen der vier teilweise im Gefahrenbereich stehenden Häusern besteht. Die betroffenen Anwohnenden wurden über die Gefährdungssituation und das Alarmierungskonzept informiert. Als zusätzliche Sicherheitsmassnahme sollen seit Donnerstagabend bergseitige Räume nur noch kurz betreten werden. Das heisst, bergseitige Schlafräume oder Wohnzimmer können nicht mehr genutzt werden.
Weitere Infrastrukturen im Gefahrengebiet
Ein möglicher Felssturz birgt im Ereignisfall ein hohes Schadenpotenzial. Im Sturzraum befinden sich der Gütschweg und die Zufahrtsgleise zum Bahnhof Luzern, was bei einem möglichen Felssturz neben Personenschäden auch zu einem längeren Unterbruch der Bahnhofszufahrt führen würde. Deshalb ist ein umgehendes Handeln angezeigt.
Aufgrund der Gefährdung von Personen und Infrastruktur mit einem enormen Schadenpotential im Ereignisfall, streben die Verantwortlichen unter der Führung der Stadt Luzern eine umgehende Sicherung der kritischen Felsmasse an. Im gleichen Zug soll der betroffene Steilhang auch besser gegen die Steinschlaggefährdung geschützt werden. Dabei steht die Stadt Luzern in engem Austausch mit den zuständigen Geologen und Ingenieuren, den verantwortlichen Personen der SBB und den betroffenen Anwohnenden.
Alarmierungskonzept im Ereignisfall
Die Realisierung wirksamer Schutzmassnahmen im Bereich der betroffenen Felspartie nimmt einige Zeit in Anspruch. Um in einem Ereignisfall Personenschäden zu verhindern, wurde als Sofortmassnahme vor Ort ein automatisches Überwachungs- und Alarmierungssystem eingerichtet. Werden kritische Bewegungen der Felsmasse gemessen, wird in den Häusern sowie auf dem Gütschweg, der mit Warnhörnern sowie Warnleuchten ausgerüstet ist, ein Alarm ausgelöst. Bei Alarm wird die SBB-Linie automatisch gesperrt, und das Betreten des mittels Gittern gesperrten Gütschwegs ist strikte verboten.
Als temporäre Sofortmassnahme werden Stahlpalisaden versetzt, welche die Gefahr reduzieren und das Schadenpotential im Ereignisfall abmildern sollen. Dazu finden ab heute Freitag Helikopterflüge statt.
Langfristige Sicherungsmassnahmen
Der Baustart der umfangreichen Sicherungsmassnahmen ist ab Ende September 2024 geplant. Dabei wird die absturzgefährdete Felspartie mittels verankerter Betonriegel und Spritzbetonwände gesichert. Gegen die Steinschlaggefahr werden entlang des Gütschwegs neue Schutznetze erstellt. Diese Arbeiten dauern voraussichtlich bis Ende 2024. Gemäss aktueller Schätzung belaufen sich die Kosten für die langfristigen Sicherungsmassnahmen auf rund 1,6 Millionen Franken.
Zusammenhang mit Eiszeit
Solche Spalten und Klüfte kommen in der Region Luzern immer wieder vor. Sie sind am Ende der letzten Eiszeit entstanden, als sich der Reussgletscher zurückbildete. Meist werden sie erst im Zusammenhang mit Bauarbeiten entdeckt. Durch die privaten Bauarbeiten beim Schlössli Schönegg wurde die drohende Gefahr festgestellt, jedoch nicht ausgelöst.
Quelle: Stadt Luzern
Bildquelle: Stadt Luzern